Samstag, 4. Februar 2017

*Wienerwald* Sanatorium Feichtenbach

Hier wurden vor 1938 Lungenleiden geheilt, Kinder gezeugt und auch ein Hotel war das ehemalige Sanatorium seinerzeit. Heute steht es leer und widmet sich dem Verfall. Vom Schutzhaus Waxeneck sind wir in der Dämmerung bei Nieselregen etwa eine Stunde zu Fuss durch den Wald abgestiegen. Der Gruselfaktor war perfekt. Da stand es dann vor uns in zwei grossen Gebäuden mit allen Türen offen. Zuerst besuchten wir das alte Hallenbad und konnten uns nicht sattsehen. Hinter jeder zweiten Ecke versteckten sich lonely chairs und Botschaften von Besuchern. Als es dunkel wurde traten wir den Rückmarsch an. Am nächsten Morgen nahmen wir die Strasse und machten noch ein paar Fotos von der verfallenen Schönheit.

(goodnight.at)
Das blutige Ende der Sanatorium-Zeit//
1938 stand die Gestapo vor der Tür. Augenzeugen berichteten, dass Leiter Dr. Hugo Kraus mit einem Messerstich im Brustraum vor den Nazis ins Matratzenlager flüchtete, so dass sich überall im Sanatorium Blutspuren fanden. Nach offiziellen Angaben verstarb Kraus drei Tage später im Krankenhaus Wiener Neustadt an „Selbstvergiftung“. Die genaue Todesursache ist bis heute unbekannt.
Sein ebenfalls jüdischer Kollege Dr. Arthur Baer wurde verhaftet und gezwungen das Sanatorium dem Lebensborn e.V. zu überschreiben. Er starb 1941 verarmt in Pardubice im heutigen Tschechien, angeblich an einem Herzklappenfehler. Fortan nutzten die Nationalsozialisten das fünfgeschossige Gebäude, um arischen Nachwuchs zu produzieren. Junge, meist unverheiratete Frauen entbanden im Sanatorium, die Kinder wurden zur Adoption freigegeben.
Das erfolglose Hotel //
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden hier für eine kurze Zeit unterernährte Kinder aus Wien aufgepäppelt, anschließend baute es der Österreichische Gewerkschaftsbund um und nutzt es als Urlauberheim für Metall- und Bergarbeiter. Ende der 70er kam ein Hallenbad hinzu, Anfang der 80er eine Minigolfanlage. Trotzdem wurde es so unrentabel, dass das große Gebäude abermals verkauft werden musste.
Es entstand das „Hotel Feichtenbach“, das ebenfalls 2002 schließen musste. Seitdem sind Gebäude und Park ohne Nutzung, das Betreten ist natürlich strengstens verboten.
Im Jahr 2007 betrieb eine Frau hier trotzdem ein illegales Tierheim mit über 80 Hunden und Katzen.


















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